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Ich befasse mich mit literarischen Texten, die ich handschriftlich und zeichnerisch in sogenannte MANUSKRIPTZEICHNUNGEN verarbeite.

Der Anlass des Abschreibens ist der handschriftliche Schreibvorgang als künstlerische Aktion.

Der durch diesen Schreibvorgang entstandene Text wird während der Abschreibung oder auch danach mit autonomen Zeichnungen und Malvorgängen konfrontiert. Auf keinen Fall handelt es sich um Kalligrafie, es sollte auch möglichst keine Illustration zum Text werden, was aber manchmal nicht vermeidbar ist. 

Ich schreibe Zeile für Zeile, oft, aber nicht immer lesbar, teilweise Wort für Wort rückwärts, auf den Kopf. Überschreibungen, Überzeichnungen, Kolorierungen, teilweise auch mit eigenen Zeichnungen collagiert, fast alles ist möglich, jedoch der Text wird durchgängig abgeschrieben, auch wenn er nicht immer sichtbar ist.

In letzter Zeit mutieren diese Manuskriptzeichnungen auch zu größeren Leinwänden, zu Objekten oder zu Tafeln. Bei den Installationen nehme ich im Sinne des venezianischen Malers Emilio Vedova, das Bild von der Wand und verbringe sie in den Raum, wozu mehrere Bildobjekte zu einer Art Skulptur verbunden werden. 

Redeausschnitt des Künstlers zur Vernissage der Kafka-Ausstellung  in der Kronacher Synagoge am  03. Juno 2024:

​           

-  EIN KÄFIG GING EINEN VOGEL SUCHEN  -

ein berühmter Aphorismus von Franz Kafka, doppelbödig und geheimnisvoll - wie sein gesamtes Werk.

Der literarische Nachlass Kafkas, der seine Werke handschriftlich auf Einzelblätter und in Notizbüchern niederschrieb, soll ein Trümmerfeld von Konvoluten gewesen sein. Kafka hatte verfügt, dass nach seinem Tod verschiedene Werke, u.a. auch DER PROZESS von seinem engsten Freund und Nachlassverwalter Max Brod vernichtet werden sollten. Dieser widersetzte sich der Anweisung seines Freundes, was Kafka nach heutiger Kenntnis wohl insgeheim erhofft haben dürfte. Brod, selbst Schriftsteller, fügte die Romanfragmente des Prozesses in einzelne, insgesamt 10 Kapitel mit verschiedenen Anmerkungen und Anhängen. Die Forschung an den Texten ist bis heute nicht abgeschlossen.

Kafka wollte angeblich keine Illustrationen zu seinen Texten, obwohl er selbst oft zeichnete.

Er befürchtete eine Konkurrenz zwischen Bild und Text und dass sich dies zum Nachteil des Textes auswirken könnte.

Ich begann meine Abschreibung des Prozess 2018 und beendete sie, nach längeren Unterbrechungen, im April 2024.

​Der durch die Aktion des Abschreibens entstandene handschriftliche Text (keine Kalligrafie) ist das Hauptprodukt, Gestaltung und autonome Zeichnungen (keine Illustration) sind Beiwerk, aber unersetzbar. 

Die Hängung der insgesamt 55 Blätter und Leinwände folgt dem Verlauf des Romans vom ersten bis zu zum letzten Satz. 

WER SUCHT FINDET NICHT, ABER WER NICHT SUCHT WIRD GEFUNDEN  ............

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